Die Römer in Germanien, Teil II

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Eine der bekanntesten römischen Planstädte hier in der Nähe ist die Colonia Ulpia Trajana, besser bekannt als Xanten. Sie ist benannt nach dem römischen Kaiser Trajan (98 – 117 n. Chr.), der dieser zuvor schon bedeutenden Handelssiedlung am Rhein um 100 n. Chr. das Stadtrecht verlieh. Die Siedlung wurde neu geplant und entsprechend einer römischen Planstadt ausgebaut. Das bedeutet, dass die Straßen im Wesentlichen gerade verlaufen und sich rechtwinklig kreuzen. Die Stadt selbst ist allerdings nur annähernd quadratisch bzw. rechteckig, denn im Osten folgte der verlauf der Stadtmauer dem Verlauf des Rheins, dessen Bett heutzutage an anderer Stelle liegt.
Im Archäologischen Park Xanten, wie das Gebiet heute heißt, kann man dies sehr gut nachvollziehen. Die Straßen sind mit Sand und Kies bedeckt und mit Bäumen gesäumt. Diese Bäume zeigen, wo die Wohnbebauung vor rund 2000 Jahren endete und man bekommt ein gutes Bild davon, wie breit die Straßen wirklich waren. Ein Teil der Stadtmauer wurde rekonstruiert und der Rest wird im weiteren Verlauf durch Hecken angezeigt.

Auf dem Areal des Archäologische Parks Xanten (APX) werden neben immer wieder stattfindenden Ausgrabungen zudem archäologische Experimente durchgeführt. So wurde eine Herberge mit funktionstüchtiger kleiner Thermenanlage nachgebaut (erstes Bild oben). Letztere ist auch 16 Jahre lang in Betrieb gewesen. Doch mittlerweile kann durch Risse giftiger Rauch in die Baderäume entweichen. Daraus ergeben sich interessante Fragestellungen: Haben die Archäologen bei der Rekonstruktion etwas falsch gemacht? Hatten die Römer dasselbe Problem? Es bleibt abzuwarten, welche Erkenntnisse genau daraus gezogen werden können.

Im Südwesten der Stadt befindet sich ein Amphitheater. Es war das einzige, was auf dem Feld eines Bauern noch von der römischen Stadt zu sehen war, bevor man anfing an dieser Stelle Ausgrabungen durchzuführen. Heute findet sich hier eine Teilrekonstruktion, in der in den Sommermonaten sogar Konzerte und ähnliches Veranstaltungen stattfinden.

Seit neustem gehört zum APX auch das LVR-Römermuseum. Es liegt auf dem Gelände genau an der Stelle, an der sich die öffentlichen Thermen befunden haben. Das besondere an diesem Museumsbau ist, dass es von außen durch eine Stahl-Glas-Fassade den Gebäuden der öffentlichen Therme nachempfunden wurde. Es ist beeindruckend und Ehrfurcht gebietend zugleich vor diesem Gebäude zu stehen und zu wissen, dass die Römer vor 2000 Jahren so riesige Gebäude gebaut haben.

In einem großen Teil dieser Stahl-Glas-Rekonstruktion kann man vor allem die Fundamente des antiken Baus sehen. Man bekommt ein Gefühl für die Größe der einzelnen Baderäume und kann zudem einen Blick auf die Heiztechnik, das Hypokaustum, werfen. Hinter der Fassade des größten Gebäudeteils findet sich das eigentliche Museum. Ist man noch ganz in der Antike gefangen, wird man von einem futuristisch anmutenden Ausstellungsraum empfangen, in dem sich Brücken und Zwischengeschosse mit den Exponaten bis unters Dach dem Besucher zeigen. Das besondere: Hier sind nur Ausstellungsstücke zu finden, die auch auf dem Gelände gefunden wurden.

Wie riesig das Gelände ist merkt man erst wirklich, wenn man am Morgen den Tag in der noch winterlichen Sonne genießt und am Abend Fotos vom Sonnenuntergang am Hafentempel macht. Auch hierbei handelt es sich um eine Teilrekonstruktion, ein Modell im Verhältnis 1:1. Im Unterbau der Rekonstruktion dieses Tempels kann man das Originalfundament bestaunen. Das ist nicht schwer, wenn man bedenkt, dass das Podium des Tempels mindestens 4 Meter hoch ist. Wer noch keinen römischen oder griechischen Tempel in Rom oder Athen bestaunt hat, der kann hier zumindest einen Eindruck davon bekommen, wie gigantisch das tatsächlich ist. Interessant ist hier aber vor allem die Bemalung, die eine der Säulen aufweist. Gehen die meisten Menschen davon aus, dass die Römer ihre Tempel schlicht in weißem Marmor gehalten haben, so ist diese Annahme falsch. Die Römer mochten es bunt, bunter, am buntesten. Gute Beispiele dafür bieten die Wandmalereien in Pompeji. Aber nicht nur Wände in Häusern waren bemalt, sondern eben auch Säulen von Tempeln, deren Kapitelle usw.

Es gibt kaum ein besseres Ziel für einen Tagesausflug mit der ganzen Familie und integriertem Picknick, als den Archäologischen Park Xanten. Es war sicher nicht das letzte Mal, das wir dort waren. Immer wieder gibt es etwas Neues zu entdecken. Und wir haben ganz sicher noch nicht alles gesehen.

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