Nach unserem Besuch in der Steinzeit, haben wir uns weiter auf Zeitreise am Bodensee begeben. Nichts ist so spannend, wie mehrere Epochen an einem Tag erleben zu können. Zumindest nicht, wenn man wie ich Historiker ist ;o) Unser Auto hatten wir für den ganzen Tag auf dem Parkplatz des Pfahlbaumuseums abgestellt und Dank der BodenseeErlebniscard konnten wir für einen vergünstigten Fahrpreis mit dem Bus in die Stadt Meersburg fahren. Oberhalb der Burg sind wir dann auch ausgestiegen, um die Altstadt gemütlich durch das Obertor zu betreten. Bei 30° C wollten wir uns den Aufstieg vom Hafen aus ersparen. Unser Ziel war nämlich die Burg Meersburg, die der Stadt ihren Namen verleiht und am Bodensee zugeneigten Südhang auf einer Höhe von 440 Meter über NN liegt. Was konnte es schöneres geben, als bei dieser Hitze den restlichen Tag im kühlen Gemäuer einer Burg zu verbringen? Ich hätte tatsächlich nichts lieber getan als das!
Der Sage nach soll die Meersburg im 7. Jahrhundert vom Merowingerkönig Dagobert I. gegründet worden sein. Anhand der Bausubstanz ist das leider nicht nachzuweisen. Trotzdem wird der markanteste Turm der Burg nach diesem König „Dagobertturm“ genannt. Der Turm ist erst auf späteren Bildern zu sehen, da man ihn vom Eingang in die Burg nicht sehen kann. Der Eingang zur Burg befindet sich im Norden und ist über eine 12 Meter lange Brücke zugänglich, die über den Burggraben führt. Im Graben selbst kann man einen Blick auf die Schloßmühle werfen, deren Wasserrad einen Durchmesser von 7,80 Metern hat. Durch die besondere Konstruktion kann das Rad mit Hilfe eines einzigen Eimer Wasser in Bewegung gesetzt werden.
Gleich im Eingangsbereich, dem so genannten Torbau wird man von stolzen Kanonen in Empfang genommen. Darüber hängen Wassereimer aus Leder, mit denen mögliche Brände hoffentlich schnell gelöscht werden konnten. Der Blick nach oben oder entlang der Wände offenbart aber noch andere schöne Dinge. Neben einer Glocke und einer wirklich hübschen modern beleuchteten Lampe, findet sich im Durchgang eine Pechpfanne, die im Mittelalter zur Beleuchtung diente.
Natürlich war dies auch nicht unser erster Besuch in der Burg Meersburg. Und so ist meine Fotoausbeute vielleicht etwas geringer ausgefallen, als sie hätte sein können. Allerdings bieten die nach verschiedenen Zeiträumen und Themen eingerichtetten Räume nicht immer das ideale Fotomotiv. Das ich euch keine Bilder davon zeige bedeutet also keines Falls, dass die Burg im Inneren langweilig ist. Ihr müsst sie einfach selbst besuchen und mich mit euren Bildern vielleicht eines besseren belehren ;o)
Entdecken könnt ihr dort die Räume der Wachleute, Jagdtrophäen und Waffen aus dem 15. Jahrhundert. Die Räume im Hauptwohngebäude zeigen das Leben vom 14.-17. Jahrhundert. Ganz besonders berühmt ist die Burg durch eine ihrer früheren Bewohnerinnen. 4 der Zimmer drehen sich um das Leben von Annette von Droste-Hülshoff. Eines davon ist ihr Sterbezimmer, in dem sie am 24. Mai 1848 verstarb. Nach den Wohnräumen gelangt der Besucher zu den Wirtschaftsräumen, wie der Waffenschmiede, der Backstube oder der Gesindeküche. Ein ganz besonderes Stück Geschichte findet sich in den Stallungen. Dort kann der Besucher einen Blick in einen Geheimgang werfen. Über den Fürstensaal, zum Burgverließ, gelangt man schließlich auch durch mehrere Kapellen, in denen sich interesierte Besucher christliche Kunst/ Ikonographie ansehen können. Alles in allem bietet die Ausstellung der Burg einen Abriss vom Hochmittelalter bis in die frühe Neuzeit. Eine Zeitreise an ein und demselben Ort.
Ich habe mir meine Fotomotive allerdings lieber woanders gesucht. Geradezu magisch haben mich alle Fenster angezogen und meinen Blick nach Draußen gelenkt. Denn bei dem schönen Sonnenwetter lockten nicht nur die fantastischen Lichtverhältnisse, sondern auch der Burggarten.
Schließlich haben der weltbeste Mann und ich uns einen Cappucino auf der Terrasse des Burg Cafès oberhalb des Gartens gegönnt und die Aussicht genossen. Ein leichter Wind vertrieb die Wärme und machte diese kleine Pause am frühen Nachmittag richtig erholsam. Der Blick schweift von ganz alleine hinaus auf den See und bei Temperaturen um die 30° C ist das Gefühl am Mittelmeer zu sein gar nicht fern. Geradezu beruhigend ist es dann den Fähren dabei zuzusehen, wie sie Menschen und ihre Automobile von Konstanz bis nach Meersburg und zurück bringen. Ein Ruhepol im täglichen Treiben. Doch unser Blick ging auch zum Dagobertturm, denn eine Turmführung war unser nächster Programmpunkt.
Die Meersburg ist bis heute in Privatbesitz und wird trotz Museum und entsprechendem Touristenaufkommen von den jetzigen Besitzern bewohnt. Aus diesem Grund kann man den Turm nur mit einer der halbstündigen Führungen betreten. Der kleine Aufpreis für diese Führungen lohnt sich aber in jedem Fall. Die Museumsführer erzählen ein bisschen was zur Geschichte der Burg und ihrer Besitzer. Und ein paar skurile Anekdoten sind auch dabei. Nach einleitenden Worten, ein paar Treppen und vielen Stufen ist man schließlich auf dem Dachboden des Dargobertturms angekommen. Von hier bietet sich ein geradezu grandioser Blick auf die Stadt, den Hafen und den See.
Unser Weg führte uns schließlich durch einen Teil der wirklich schönen Stadt Meersburg bis zum Personenschiffhafen, wo wir unseren Bus zurück zu Parkplatz des Pfahlbaumuseums kriegen mussten. Wir waren froh, dass wir im Bus etwas ausruhen und die Zeitreise revue passieren lassen konnten. Auch der Besuch der Meersburg war für ein Highlight dieses Tages. Burg und Museum sind in Privatbesitz, weshalb der Eintritspreis im ersten Augenblick etwas hoch erscheint, vor allem wenn dann noch der kleine Aufpreis für die Turmführung hinzu kommt. Mit der BodenseeErlebniscard lohnt sich ein Besuch doppelt, denn beim Besuch der Meersburg mit inbegriffen sind der Eintritt und die Turmführung, sowie ein Heftchen mit Infos zum Rundgang durch das Burgmuseum.
Wieder in unserer Ferienwohnung angekommen waren wir einfach erholt und glücklich über den tollen Tag und das wirklich geniale Wetter. Am nächsten Tag ging es für uns hoch hinaus. Davon berichte ich euch dann nächste Woche.
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Meerweh und große Bodenseeliebe
Viel zu lange war es still hier auf dem Blog. Dabei habe ich doch so unendliche